Mittwoch, 12. November 2014 / 18:48:50
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Drmic zwischen Stillstand und Aufbruch
Experten attestieren Josip Drmic das Potenzial, im Schweizer Nationalteam mittelfristig die Rolle des Topskorers zu übernehmen. Derzeit kämpft er in Leverkusen aber um jede einzelne Einsatzminute.
In der offensiven Dreierreihe sind Xherdan Shaqiri und Haris Seferovic Fixpunkte. Auf die Bayern-Frankfurt-Kombination setzte Vladimir Petkovic im ersten Teil der EM-Kampagne ausnahmslos. Im linken Couloir hingegen ist die Besetzung offen. Gleich drei Kandidaten empfehlen sich für eine Nominierung, unter ihnen Josip Drmic.
Petkovics Wahlprozedere ist im Gang. Er hat sich noch nicht (öffentlich) entschieden, sondern den Kreis der Stammplatzanwärter mit dem Aufgebot von Valentin Stocker (Berlin) um einen Akteur erweitert. Mit Admir Mehmedi stünde zudem einer bereit, der in Freiburg in dieser Bundesliga-Saison nach wie vor torlos ist, nach überzeugender Performances als Vorbereiter bei allen Beteiligten aber wieder höher im Kurs steht.
Drmic hingegen steht ein paar Monate nach seinem Millionen-Deal mit Leverkusen praktisch still. In elf Runden gelangte er lediglich zu 189 Einsatzminuten. Einmal hat er bisher getroffen. Für Nürnberg markierte Drmic in seiner ersten Bundesliga-Saison 17 Treffer. Drmic blendet seine Enttäuschung nicht aus: «Dass ich mit meiner aktuellen Situation nicht glücklich bin, ist klar. Ich hätte mir natürlich gewünscht, mehr Vertrauen respektive Spielzeit zu bekommen.»
Nicht in Schmidts Elf
Um ihn herum blühen in der Werkself andere auf - Bellarabi beispielsweise, der Absteiger aus Braunschweig, der inzwischen im Team des Weltmeisters zum Zug kommt, oder der Südkoreaner Son. Und ganz vorne ist Stefan Kiessling nicht zu verdrängen, obschon er in der Liga kein Tor mehr vorzuweisen hat als der 22-jährige Schweizer. Der Topskorer der letzten Jahre geniesst bei Bayer ein unverändert hohes Standing.
Roger Schmidt hat seine fixe Elf im Kopf. Nur vereinzelt nimmt er Retouchen vor. Drmic kommentiert das unaufgeregt: «Ich muss die Wahl des Trainers akzeptieren. Er bestimmt und hat ja Erfolg.» Speziell oft habe er sich mit dem Taktiker nicht über seine unbefriedigende Lage unterhalten. Er habe zur Kenntnis nehmen müssen, «dass die gute WM und meine schöne letzte Saison ziemlich rasch vergessen worden ist. Damit habe ich mich abzufinden.»
Ruhe und Geduld bewahren
Die Herausforderung sei nicht zu unterschätzen: «Man darf die Geduld nicht verlieren und auf keinen Fall in eine negative Spirale geraten. Ich muss ruhig bleiben, mir sicher nicht ständig den Kopf zerbrechen.» Er benötige nun einfach mal einen Moment, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort das Richtige, das Entscheidende zu tun. Oder noch konkreter: «Ich brauche einfach mal wieder eine Halbzeit oder ein ganzes Spiel. Mein Potenzial sollte gross genug sein, um eine Chance zu bekommen.»
Andernorts würden die Verantwortlichen wohl eher früher als später auf ihn setzen - in Hamburg beispielsweise. Die «Morgenpost» berichtete über das angebliche Interesse des HSV, der bis zum 11. Spieltag erst vier Tore zustande gebracht hat. «Schön, dass der Klub an mich denkt. Aber solche Spekulationen kommentiere ich nicht. Ich muss mich auf meinen Job konzentrieren», blockt Drmic ab. Er hat jetzt, im Nationalteam, Litauen im Kopf, das Spiel vom Samstag in St. Gallen, und nicht etwa einen Transfer zum Bundesliga-Dino.
Die Erinnerung an eine Doublette
St. Gallen könnte ein gutes Pflaster sein, um auf andere Gedanken zu kommen. Im vergangenen März rückte Drmic im Duell gegen das Land seiner kroatischen Eltern ein erstes Mal nachhaltig in den Mittelpunkt der Nationalmannschaft - mit zwei wunderbaren Treffern im fünften Spiel mit der SFV-Auswahl. Er erinnert sich an jedes Detail: «Die Tore, die Bewegungen, die positiven Aktionen - das alles ist abgespeichert.» Und auch das Lob des kroatischen Coachs Niko Kovac, die Schweiz könne sich glücklich schätzen, «einen solchen Klassestürmer zu haben».
Ob Petkovic ihm zum dritten Mal in Folge von Beginn weg eine nächste Plattform bietet, bleibt abzuwarten. Mehmedi ist auf Augenhöhe, Stocker besitzt ebenso gute Argumente. «Mir ist klar, dass meine Chancen kleiner sind, weil ich im Klub nicht spiele. Aber für mich ist das Nationalteam eine Chance, wieder Fuss zu fassen.» Der Trainer kenne seine Qualitäten. «Er weiss, was ich kann, wie ich spiele - und ich setze alles daran, um dann voll bereit zu sein.»
bg (Quelle: Si)
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