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Anders als im Rest des Landes hat der Immobiliensektor in der britischen Hauptstadt nur kurz unter der Wirtschaftskrise gelitten.

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Sonntag, 1. Dezember 2013 / 13:21:00

Wenn das Haus kein Zuhause ist: ein Blick in Londons Immobilienblase

In meinen 15 Jahren als Wirtschaftsjournalistin durfte ich bereits über so manche Betrügerei und rücksichtlose Geschäftspraktik berichten - über erbitterte Gerichtsprozesse, Machtkämpfe in internationalen Vorständen oder Rettungspakete für ganze Nationen, die buchstäblich in letzter Minute beschlossen wurden.

Heute aber wollen wir die Wall Street mit ihren milliardenschweren Einsätzen einmal links liegen lassen und uns stattdessen den Finanzgefechten im vornehmen Londoner Westen zuwenden - denn fair wird auch hier nicht mehr gekämpft.

«Diese Immobilie wird demnächst 6,6 Prozent unter Verhandlungsbasis verkauft», stand in einer E-Mail, die ich kürzlich von einer besonders dreisten Maklerin erhielt.

«Ich empfehle Ihnen dringend, das Objekt baldmöglichst zu besichtigen», riet sie mir und möglicherweise hunderten weiterer Kunden auf ihrer Empfängerliste. Mit anderen Worten, sie rief dazu auf, den nichtsahnenden Käufer zu überbieten, der vermutlich längst eine deftige Gebühr für die Eigentumsübertragung bezahlt hatte, da sein Angebot rein theoretisch als angenommen galt.

Immobiliengeschäft hat neue moralische Tiefen erreicht

Zutiefst entsetzt machte ich meinem Ärger im Gespräch mit Freunden und Verwandten Luft. Sie stimmten mir zu, dass das Immobiliengeschäft derzeit in der Tat neue moralische Tiefen erreicht hat.

Doch meine Empörung sollte sich noch steigern: Im Fall einer weiteren Immobilie hatte der Eigentümer den Preis nur einen Tag nach der Veröffentlichung des Angebots um 10 Prozent angehoben - aufgrund des «grossen Interesses» an seinem Objekt.

So wohlhabend die Stadt London auch sein mag - ich glaube kaum, dass viele ihrer Einwohner jährlich Gehaltserhöhungen um zweistellige Prozentzahlen erhalten - schon gar nicht täglich. Und auch der potentielle Käufer stand nun wohl wieder am Anfang seiner Suche.

Solche und ähnliche Horrorszenarien bringt der Immobilienmarkt der Hauptstadt Grossbritanniens derzeit haufenweise hervor, da hier in grossen Mengen ausländisches Geld in einen Markt fliesst, der weltweit als attraktive Alternative zu weniger rentablen traditionellen Anlagen, wie zum Beispiel Staatsanleihen, gilt. Der Trend ist nicht neu: Ausländische Investitionen begleiten die Weltstadt London bereits seit der Kreditklemme von 2008 und haben vor allem während der Eurokrise exponentiell zugenommen.

Preissteigerungen um 25 Prozent 

Doch nun, da das vereinigte Königreich sich auf dem Weg der Erholung befindet, prophezeihen Wirtschaftsfachleute auch dem Immobilienmarkt eine rosige Zukunft und rechnen mit Preissteigerungen um 25 Prozent bis zum Ende dieses Jahrzehnts. Nirgendwo zeichnet sich diese Entwicklung deutlicher ab, als in Londons bevorzugten Wohngegenden Kensington, Chelsea und Westminster, den wohlhabendsten Stadtbezirken des Königreichs.

Nach Schätzung des Immobilienunternehmens Knight Frank gingen dort dieses Jahr 50 Prozent aller veräusserten Immobilien im Wert von mehr als einer Million Pfund Sterling (umgerechnet ca 1,2 Mio Euro) an ausländische Käufer. Bei den Neubauten betrug die Quote sogar 70 Prozent.

Die Regierungspläne zur Entschärfung der Wohnungskrise durch den Bau neuer Wohnhäuser dürfen also als gescheitert betrachtet werden. Und die Folgen?

Laut dem Immobilien-Internetportal Rightmove betrug die diesjährige Preissteigerung auf dem Wohnungsmarkt bereits im September 9,4 Prozent. Der Durchschnittspreis eines Wohnhauses in London stieg im Folgemonat sogar um weitere 60'000 Euro auf 653'638 Euro.

Finanziell ausser Reichweite

Laut statistischen Erhebungen durch «Sky News» liegt der mittlere Immobilienpreis in Kensington beim 28,9-fachen des jährlichen Durchschnittseinkommens in diesem Bezirk. Für die meisten in Kensington Beschäftigten dürfte damit eine Wohnung in der Nähe vom Arbeitsplatz finanziell ausser Reichweite liegen. Dass man auch mit einem grosszügigem Budget bei der Eigenheimsuche auf Schwierigkeiten stossen kann, zeigten jüngst Popsänger Robbie Williams und Googles Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt. Wie gross dementsprechend die Herausforderung für den durchschnittlichen Londoner ist, kann man sich ausrechnen.

Selbst die Wohnungszulagen des Direktors der Bank of England mussten angepasst werden, um ihm zu seinem Amtsantritt einen Umzug nach London zu ermöglichen - in eine Mietswohnung, wohlgemerkt.

Für die Immobilienbesitzer der Stadt mögen das zunächst gute Nachrichten sein, doch selbst der hartgesottenste Investor wird sich irgendwann fragen, welches Erbe dieser ungerechtfertigte Preiswahn eines Tages hinterlassen wird.

Londons nobelste Eigenheime stehen leer

Bereits jetzt zeigt sich der anhaltende Boom für die vornehmen Gegenden als zweischneidiges Schwert: Reihenweise stehen Londons nobelste Eigenheime leer und dienen anstelle eines Zuhauses eher als ruhende Altersvorsorge. Erste Massnahmen zur Entschärfung der Lage wurden bereits angekündigt - nachdem seit vergangenem Jahr kein Weg mehr an der Grunderwerbsteuer vorbeiführt, plant das Finanzministerium nun eine Kapitalertragssteuer für Devisenausländer.

Während derlei Bemühungen zwar die Wogen am oberen Ende des Preisspektrums glätten könnten, droht das staatliche Hypothekenprogramm für Erstkäufer «Help to Buy», den Markt für günstigere Immobilien zu verzerren und junge, wohlhabende Familien in die äusseren Bezirke zu verdrängen.

Nun muss sich die Stadt London fragen, was sie in Zukunft darstellen möchte: moderne Metropole oder Museum des Kapitals?

So sehr Londons materieller Reichtum auch von Tag zu Tag wachsen mag - sobald es sich die Bürger einer Stadt nicht mehr leisten können auch dort zu leben, droht ihr kulturelle Armut.

Über Nina dos Santos:
Nina Dos Santos moderiert die tägliche Wirtschaftssendung World Business Today auf CNN International. Für den Nachrichtensender hat sie bereits aus Brüssel, Paris und Rom über die EU-Schuldenkrise berichtet und führende Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft interviewt, darunter IWF-Chefin Christine Lagarde, die Premierminister von Schweden, der Tschechischen Republik und Luxemburg sowie José Manuel Barroso, den Präsidenten der EU-Kommission.

Nina dos Santos, CNN International (Quelle: CNN-Today)

http://www.st.gallen.ch/news/detail.asp?Id=608122

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Foto: hpgruesen (Pixabay License)

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