Sonntag, 27. September 2009 / 18:36:19
![](/img/1pix_transparent.gif)
Politik bewertet Polanskis Festnahme unterschiedlich
Zürich/Bern - Für den Bundesrat ist die Verhaftung des Filmemachers Roman Polanski einzig eine juristische Frage. Sowohl Kulturminister Pascal Couchepin als auch Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf erklärten vor den Medien in Bern, dass es nicht um eine politische Frage gehe.
«Das ist eine rechtliche Frage und keine Kulturfrage», sagte Couchepin lediglich. Eveline Widmer-Schlumpf übernahm es deshalb, im Anschluss an die Medienkonferenz zu den Abstimmungsresultaten die Verhaftung Polanskis zu kommentieren.
«Wir finden in der Schweiz, dass das Recht durchgesetzt werden soll», sagte Widmer-Schlumpf. Wenn Roman Polanski ein Herr Müller gewesen wäre, würden die meisten Menschen hierzulande denken, dass der Vollzug des Haftbefehls normal sei. Dies sei schlicht eine Frage der Gleichbehandlung.
Statement der Festivalleitung
«Von der geplanten Verhaftung Roman Polanskis hatten wir selbstverständlich zu keiner Zeit Kenntnis. Die Jury hatte vor Monaten entschieden, Roman Polanski auszuzeichnen. Es bestanden zu keinem Zeitpunkt Hinweise seitens Polanskis Management oder den Schweizer Behörden, dass mit einer Festnahme zu rechnen wäre.»
Filmszene in Aufruhr
Die Nachricht von der Verhaftung brachte die Schweizer Filmszene in Aufruhr. Das Vorgehen sei nicht nur eine «groteske Justizposse, sondern auch ein ungeheuerer Kulturskandal», schrieb der Verband Filmregie und Drehbuch (ARF) in einem Communiqué.
Die Präsidenten der fünf grössten Schweizer Parteien beurteilen die Festnahme unterschiedlich. Sie äusserten sich am Rand der Elefantenrunde zur Abstimmung über die IV-Zusatzfinanzierung auf Schweizer Radio DRS.
FDP-Präsident Fulvio Pelli sagte, die Festnahme überrasche ihn. Aus der Vergangenheit von Polanski gebe es aber eben nicht nur schöne Filme, sondern auch «ungeheuer schlechte Informationen». Polanski habe sein Vergehen gestanden und sei deswegen aus den USA geflohen.
SVP: Verlängerter Arm der US-Justiz
SVP-Präsident Toni Brunner sah Hinweise, wonach die Schweiz als verlängerter Arm der US-Justiz gehandelt haben könnte. Versuche, fremden Herren zu dienen, seien gefährlich.
CVP-Präsident Christophe Darbellay bezeichnete die Vergewaltigung eines Kindes als «die schlimmste Sache». Er würde Polanski sofort in die USA ausschaffen, sagte er.
Grüne verständnislos
Für Ueli Leuenberger, den Präsidenten der Grünen, war die Festnahme des Ehrengastes des Zurich Film Festival völlig unverständlich. Der Filmemacher sei in der Vergangenheit mehrmals unbehelligt in die Schweiz eingereist.
SP-Präsident Christian Levrat schliesslich mochte den Vorfall nicht kommentieren. Es handle sich um eine Angelegenheit der Justiz, und er kenne die Ausgangslage nicht.
fest (Quelle: news.ch mit Agenturen)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Justizministerin weist Kritik im Fall Polanski zurück
Sonntag, 4. Oktober 2009 / 08:04:05
[ weiter ]
Diplomatischer Blechschaden
Donnerstag, 1. Oktober 2009 / 16:00:00
[ weiter ]
Ein Star-Anwalt für den Star-Regisseur
Mittwoch, 30. September 2009 / 13:23:42
[ weiter ]
Künstler aus aller Welt fordern Freilassung Polanskis
Sonntag, 27. September 2009 / 23:39:29
[ weiter ]