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Paris - Nach den verheerenden Anschlägen in Paris mit mindestens 128 Toten und hunderten Verletzten verdichten sich die Hinweise auf einen dschihadistischen Hintergrund der Bluttat. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich am Samstag zu den Attentaten.
Frankreichs Präsident Hollande wandte sich an sein Volk und sprach von einem "Kriegsakt, der von einer terroristischen Armee, dem IS, verübt wurde". Die "barbarischen" und "feigen" Anschläge seien im Ausland "vorbereitet, organisiert, geplant" worden, mit Hilfe von Komplizen in Frankreich.
Hollande kündigte einen "unerbittlichen" Kampf gegen Dschihadisten in Frankreich und im Ausland an. Die Franzosen rief er zur Einheit auf und verhängte den Ausnahmezustand über das ganze Land. Zudem kündigte er eine dreitägige Staatstrauer an.
Der Elysée-Palast gab den Einsatz von 1500 zusätzlichen Soldaten sowie verschärfte Grenzkontrollen bekannt. Aussenminister Laurent Fabius stellte klar, dass Frankreich ungeachtet der Anschläge an seinem internationalen Engagement festhalte.
Koordinierte Anschläge
Die koordinierten Anschläge waren am Freitagabend von acht Tätern an sechs verschiedenen Orten in Paris verübt worden. Mindestens 128 Menschen starben, rund 300 weitere wurden verletzt, Dutzende von ihnen schwebten am Samstag noch in Lebensgefahr. Es war der schwerste Angriff in der Geschichte Frankreichs und das erste Mal, dass die Taten von Selbstmordattentätern begangen wurden.
Der folgenschwerste Angriff des Abends wurde auf die Konzerthalle Bataclan in der Innenstadt verübt, in der mehr als tausend Menschen ein Konzert der US-Band Eagles of Death Metal besuchten. Vier schwerbewaffnete Attentäter schossen dort wahllos in die Menge.
"Alle versuchten zu fliehen, die Menschen trampelten aufeinander herum, es war die Hölle", berichtete ein Augenzeuge. "Sie haben gar nicht mehr aufgehört zu schiessen." Allein im Bataclan starben mindestens 82 Menschen.
Ein weiterer Augenzeuge berichtete, die Attentäter hätten die Beteiligung Frankreichs an der US-geführten Militärkoalition gegen den IS in Syrien und im Irak für ihr Handeln verantwortlich gemacht. Die Männer hätten gesagt: "Euer Präsident ist Schuld, er hat nicht in Syrien einzugreifen."
Kurz nach Mitternacht stürmten Einsatzkräfte der Polizei den Saal. Dabei starben alle vier Attentäter. Nach Polizeiangaben sprengten sich drei von ihnen in die Luft. Ein Augenzeuge berichtete, die Angreifer hätten "Allah Akbar" (Gott ist gross) gerufen.
Franzose identifiziert
Einer der mutmasslichen Attentäter aus dem Bataclan wurde nach Angaben aus Ermittlerkreisen als ein Franzose identifiziert, der dem Geheimdienst bekannt war.
Bei einem der Attentäter wurde Polizeikreisen zufolge ausserdem ein syrischer Pass gefunden. Er soll am 3. Oktober 2015 auf der Insel Leros (als Flüchtling) registriert worden sein, teilte das Ministerium für Bürgerschutz in Athen mit.
Die Ermittler gingen daher einer möglichen Verbindung nach Syrien nach. Festnahmen gab es zunächst nicht, es wurde auch nach niemandem öffentlich gefahndet.
Von Selbstmordattentätern angegriffen wurden am Freitag auch mehrere Cafés und Restaurants sowie die Umgebung des Stade de France, wo gerade das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland lief. Während des Spiels waren laute Explosionen ausserhalb des Stadions im Pariser Vorort St. Denis zu hören.
Nach dem Abpfiff liefen hunderte verängstigte Zuschauer auf das Spielfeld, später wurden die Besucher aus dem Stadion geleitet. Die deutsche Mannschaft verbrachte die Nacht im Stadion und wurde am Samstagmorgen direkt zum Flughafen gebracht.
IS spricht von "gesegnetem Angriff"
Für alle sechs Angriffe in Paris übernahm der IS am Samstag die Verantwortung. "Acht Brüder mit Sprengstoffgürteln und Sturmgewehren" hätten den "gesegneten Angriff" in Paris verübt, erklärte der IS in einer im Internet veröffentlichten Erklärung.
Die Anschlagsserie habe sich gegen "Kreuzzug-Frankreich" gerichtet. Die Angriffsziele seien "bewusst im Herzen von Paris ausgewählt" worden.
In der Botschaft des IS wird Frankreich mit weiteren Anschlägen gedroht. Die Echtheit und der Inhalt des Bekennerschreibens konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Die Wortwahl erinnert jedoch an frühere Bekennerschreiben des IS.
Eiffelturm geschlossen
Kundgebungen im Grossraum Paris wurden bis zum Donnerstag untersagt. Auch der Eiffelturm bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Das Pariser Wahrzeichen zählt für gewöhnlich zwischen 15'000 und 20'000 Besucher am Tag.
Am Samstag blieben ausserdem Schulen, Universitäten und viele Museen geschlossen. Sämtliche für das Wochenende geplanten Sportveranstaltungen wurden abgesagt.
Mit den Angriffen kehrt gut zehn Monate nach den Anschlägen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" und einen koscheren Supermarkt der Terror in die französische Hauptstadt zurück. In zwei Wochen empfängt Paris zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zur Weltklimakonferenz.
Die Anschläge von Paris sind die schlimmste Terrorserie in Europa seit mehr als zehn Jahren. Im März 2004 waren bei mehreren Anschlägen auf Züge in Madrid 191 Menschen getötet und annähernd 2000 verletzt worden - auch diese Anschläge gingen auf das Konto islamistischer Terroristen.
Weltweite Betroffenheit
Weltweit wurden die Anschläge von Paris mit Trauer und Entsetzen aufgenommen. Viele Staats- und Regierungschefs äusserten ihr Entsetzen über die Geschehnisse. In aller Welt wurden Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In den europäischen Hauptstädten kamen die Regierungen zu Krisensitzungen zusammen.
US-Präsident Barack Obama sprach von einem "Angriff auf die ganze Menschheit und unsere universellen Werte" und berief den Nationalen Sicherheitsrat ein. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin, dieser "Angriff auf die Freiheit" gelte nicht nur Paris, "er meint uns alle und er trifft uns alle".
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga verurteilte die Anschläge in Paris in aller Schärfe. "Ich bin schockiert, traurig und wütend", sagte Sommaruga. Die Attacken hätten "Paris, Europa und die ganze Welt erschüttert". Bisher gibt es keine Anhaltspunkte, dass Schweizerinnen und Schweizer unter den Todesopfern sein könnten.
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