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![](/img/article/368188-97385381fb71eb041abef559ce3ad873.jpg) ![](/img/1pix_transparent.gif) Der Co-Pilot war zu 100 Prozent flugtauglich, ohne jede Auffälligkeit - Spohr zeigte sich fassungslos über das Geschehen.
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Donnerstag, 26. März 2015 / 16:32:05
![](/img/1pix_transparent.gif)
Germanwings-Airbus auf gezieltem Todeskurs
Düsseldorf/Marseille - Die Auswertung des Stimmenrekorders des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs hat eine erschreckende Erkenntnis zu Tage gefördert: Der 27-jährige Co-Pilot steuerte den Airbus offenbar vorsätzlich in die Katastrophe. Die Gründe dafür bleiben offen.
"Es sieht so aus, als ob der Co-Pilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht und so zerstört hat", sagte Staatsanwalt Brice Robin am Donnerstag in Marseille.
In den ersten 20 Minuten nach dem Start in Barcelona hätten sich die Piloten "normal", "heiter", "höflich" miteinander unterhalten. Dies ging aus den Aufnahmen des Stimmenrekorders hervor. Dann habe der Flugkapitän den Co-Piloten gebeten, das Kommando über die Maschine zu übernehmen, und habe das Cockpit verlassen - vermutlich, um auf die Toilette zu gehen.
Der Co-Pilot habe kurz darauf den Sinkflug des Airbus A320 eingeleitet, sagte Robin. Der Flugkapitän habe mehrfach vergeblich verlangt, wieder in das Cockpit gelassen zu werden, erst über eine Gegensprechanlage, dann über Klopfen.
Co-Pilot war bis zum Schluss am Leben
"Aber es gab keine Antwort des Co-Piloten", berichtete der Staatsanwalt. Der Stimmenrekorder habe im Cockpit ein "menschliches Atmen" aufgezeichnet, bis zum Aufschlag der Maschine. "Das bedeutet, dass der Co-Pilot am Leben war."
Die "plausibelste Interpretation" für den Staatsanwalt: Der Co-Pilot "weigerte sich absichtlich", dem Flugkapitän die Tür zum Cockpit zu öffnen. Und er habe "den Knopf zum Absenken der Flughöhe gedrückt".
Warum der Mann die Maschine in die Katastrophe steuerte, ist unklar. Hinweise auf einen Terrorakt gibt es laut Ermittlern und dem deutschen Innenministerium nicht. Die Ermittler hatten seit Mittwoch die Aufnahmen eines geborgenen Stimmenrekorders ausgewertet.
Die Passagiere hätten vermutlich erst im letzten Moment erkannt, dass sie gleich sterben würden, sagte Robin. Schreie von Passagieren seien erst in den letzten Sekunden vor dem Aufprall zu hören.
Durchsuchung der Wohnung
Warum der Copilot die Maschine zum Absturz brachte, konnte der Staatsanwalt nicht sagen. "Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen deutet nichts auf einen Anschlag hin", sagte der Ermittler. Das Wort Selbstmord wollte er nicht in den Mund nehmen: "Ich habe Probleme mit dem Begriff Selbstmord, wenn man 150 Menschen in den Tod mitreisst."
Antworten erhoffen sich die Ermittler unter anderem von Hausdurchsuchungen. Am Donnerstag begannen Ermittler mit der Durchsuchung der Düsseldorfer Wohnung des verdächtigen Germanwings-Co-Piloten.
Sie betraten am Donnerstag das Haus am Stadtrand, in dem der 27-Jährige wohnte. Grundlage ist ein Ersuchen der französischen Justiz. Auch die Durchsuchung des Wohnsitzes in Montabaur in Rheinland-Pfalz steht unmittelbar bevor. Die Kriminalbeamten suchen nach Hinweisen auf ein mögliches Motiv oder Anzeichen für eine psychische Erkrankung.
Luftaufsicht stellte keine Auffälligkeiten fest
Die Luftaufsicht hatte bei den routinemässigen Sicherheitsüberprüfungen des Co-Piloten keine Auffälligkeiten festgestellt. Zuletzt sei dem 27-Jährigen Ende Januar bescheinigt worden, dass keine strafrechtlichen oder extremistischen Sachverhalte gegen ihn vorliegen. Auch bei den vorherigen zwei Überprüfungen blieb der Mann ohne jede belastende Erkenntnis.
Der Mann hatte seit 2013 als Co-Pilot bei der Lufthansa-Tochter Germanwings gearbeitet. Davor hatte er laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr aber schon seit etlichen Jahren für den Konzern gearbeitet, auch als Flugbegleiter.
Vor sechs Jahren habe es eine mehrmonatige Unterbrechung der Pilotenausbildung gegeben, danach sei die Eignung des Mannes nach allen Standards überprüft worden. "Er war 100 Prozent flugtauglich. Ohne jede Auffälligkeit", sagte Spohr.
Das Unternehmen wähle seine Piloten sehr sorgfältig aus und prüfe sie auch auf ihre psychologische Eignung. Fliegerisch sei der Co-Pilot völlig unauffällig gewesen. Die Lufthansa werde sich nun mit Experten zusammensetzen und schauen, was sie künftig besser machen könne. Spohr betonte: "Wir haben volles Vertrauen in unsere Piloten. Sie sind und bleiben die besten der Welt."
"Schier unfassbare Dimension"
Die Erkenntnisse lösten Bestürzung aus. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete den Absturz als schier unfassbare Tragödie. Dass der Co-Pilot nach Erkenntnissen der Ermittler das Flugzeug bewusst zum Absturz gebracht habe, gehe "über jedes Vorstellungsvermögen hinaus".
Damit werde "dieser Tragödie eine neue, schier unfassbare Dimension gegeben", sagte Merkel in Berlin. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy schrieb auf Twitter: "Ich bin erschüttert."
An der Absturzstelle in den französischen Alpen bargen Rettungskräfte währenddessen die ersten Opfer.
Erste Angehörige der Opfer landeten am Donnerstag auf dem südfranzösischen Flughafen Marseille-Provence. Nach Angaben des Marseiller Staatsanwalts sind auch die Angehörigen von Pilot und Co-Pilot an den Absturzort gereist. "Aber wir haben sie nicht mit den anderen Familien zusammengebracht", sagte er.
jbo (Quelle: sda)
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