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Freitag, 10. Oktober 2014 / 09:20:10

Darf man den Islam kritisieren?

Es gibt Weltregionen, in denen Kritik am Islam tödlich sein kann. Wer den Islam in der Schweiz kritisiert, darf auch mit Gegenwind rechnen. Es scheint hier mehr Islam- als Christentumsversteher zu geben.

«Der Islam» ist immer wieder Gegenstand mehr oder weniger erhitzter Diskussionen. Nicolas Blancho, der Präsident des Islamischen Zetralrats der Schweiz, war beim Schweizer Fernsehen in der Sendung von Roger Schawinski und spulte dort sein Programm ab. In der Sendung «Real Time with Bill Maher», welche in den USA und darüber hinaus eine recht grosse Zuschauerschaft hat, gerieten Sam Harris, Ben Affleck und Bill Maher neulich des Islams wegen aneinander. IS ist in aller Medien Munde und in der politischen Arena sowie im Planschbecken der Social Media gibt es auch immer wieder ausgedehnte Diskussionen und Anfeindungen zum Thema.

Aus ganz persönlicher Erfahrung kann ich berichten: Kritisiere ich mal (mehr oder weniger scharf) die christlichen Kirchen und christliche Religion, wird gerne die Nase gerümpft und beschieden: «Kritisiere doch mal den Islam, du Feigling! Wagst du nicht, was?» Ein Anhänger eines Oberwalliser Satirikers mit eigenem TV-Magazin (es könnte sein, dass bei «Satiriker» die Anführungszeichen fehlen...) wünschte mich gar in den Irak, «wo sich das Problem dann von selbst [lösen würde]», d.h. ich dann einen Kopf kürzer gemacht würde. Kritisiere ich (mehr oder weniger scharf) etwas am Islam, wird mir beschieden: «Wische doch erstmal vor der eigenen Türe und nimm Stellung zum Katholizismus und seinen Verfehlungen!» und ich spüre das Naserümpfen. So als ob ich durch Kritik am Islam der SVP beigetreten wäre.

Diesen - durchsichtigen - Strategien ist gemeinsam, dass sie Ablenken wollen. Lieber Wegsehen und auf vermeintlich Schlimmeres, Dringenderes zeigen. Auf etwas, das man bequemer kritisieren und ablehnen darf, weil man sich ja dann nicht wirklich engagieren und hinterfragen oder gar ändern muss. Bei Diskussionen um den Islam ist mir ein weiteres strategisches Verhalten aufgefallen, viel stärker ausgeprägt als bei Diskussionen um das Christentum: Es ist der Reflex, recht umfassende Einschränkungen, Fussnoten und Klarifikationen einzuverlangen oder zu erwarten.

Geht in etwa so: Irgend eine konkrete Tat oder Idee mit Bezug auf den Islam wird kritisiert. Daraufhin: «Aber das ist doch bei den Katholiken nicht besser!» und «Aber es sind doch nicht ALLE Muslime so!»

Wieso aber fühle ich mich gerade bei diesem Thema tatsächlich dazu ermahnt, immer wieder ein «der Papst ist aber auch nicht toleranter!» oder ein «das betrifft aber nicht die Mehrheit der hier lebenden, moderaten und einigermassen liberalen Muslime!» nachzuschieben? Muss das überhaupt sein? Ich gebe gerne zu: Gerade angesichts von echtem Islamhass und wahrer Fremdenfeindlichkeit, welche sich dann am Merkmal «Muslim» oder «Islamist» aufhängt, ist möglichst angemessenes Formulieren angebracht. Eine nicht unbeträchtliche Zahl Bürgerinnen und Bürger sowie Politikerinnen und Politiker offenbaren bei diesem Thema recht undifferenziert ihre Ressentiments. Da scheint es ihn dann zu geben, «den Islam®», «den Muslim®». Und gerade in der Politik treibt es teils lächerliche Blüten: Da wird bisweilen übelst gegen den Islam gewettert, aber das Christentum darf und soll Bollwerk gegen das Böse und Andere sein. Kruzifixe gehören demnach in Gerichtssaal, Volksschule, Parlament und Gemeindebüro. Aber bei einem Kopftuch auf der Strasse, das nicht von einer katholischen Nonne getragen wird, bekommen die Damen und Herren ein Mütchen. (Nur kurz: Es ist ein Unterschied, ob eine Privatperson religiöse Insignien trägt, oder der Staat sich religiös gibt.)

Im Grunde hätte ich es aber auch bei diesem Thema gerne etwas erwachsener. Wer den Islam für irgend etwas kritisiert, sollte nicht immer rumeiern und (jaja...) gebetsmühlenartig versichern müssen, dass er sich von unappetitlichen rechtskonservativen Politikerinnen und Politikern und Schwarzschäfchensehern distanziert und es «nicht so meint wie diese Rassisten/Intoleranten/Rückwärtigen...».

Wenn ich sage: «Mir gefällt die Farbe pink nicht.» wird meistens auch nicht reagiert mit: «Aber violett ist auch nicht schön!» und «Willst du damit etwa sagen, ALLES Pink-Farbige sei durch und durch hässlich und verwerflich!?». Nein, es ist nicht immer die Gesamtgruppe der Muslime unterdrückt und gemeint, wenn man einen Teilbereich ihres Glaubens kritisiert. Und es ist auch von einigermassen liberal-muslimischer Seite gut, Kritik anzunehmen, statt abzulenken und sich gegebenenfalls als mediales Opfer zu sehen. Ich zumindest lasse es den Katholiken ja auch nur ungerne durchgehen, wenn sie Kritik an Einzelheiten durch Ablenkmanöver ersticken wollen.

Der durchschnittliche Schweizer Bürger mit Katholizitätshintergrund muss sich nicht zwingend und immer wieder von der Piusbruderschaft distanzieren. Und wenn jemand die Piusbrüder und deren anti-demokratische Phantastereien kritisiert (oder lächerlich macht), tun liberale Christen gut daran, sich nicht allzu sehr mitgemeint zu fühlen. Etwas Ähnliches darf wohl auch für muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger gelten: Es schadet nicht, wenn sie Position beziehen und sich auch mal von den Auswüchsen islamisierter Politik oder von Verbrechen des politisierten Islams absetzen. Ein Muss ist das nicht. Ich distanziere mich ja auch nicht ständig von den Ideen der Schweizer Demokraten.

Ich hätte aber wirklich gerne bessere Zahlen zu den Einstellungen der hiesigen muslimischen bzw. ex-muslimischen Population. Wie ernst nehmen sie «ihre» angeborene Religion noch? Wie hoch ist der Anteil «kultureller Muslime», welche ihre Religion und ihre religiösen Institutionen nicht mehr als zentral ansehen? Welche demokratischen Werte, welche Menschenrechte werden hochgehalten, welche nicht? Als eine ernst zu nehmende Umfrage ergab, dass über 80% der in Grossbritannien lebenden Muslime befürworteten, dass die dänischen Mohammad-Karikaturisten strafverfolgt werden sollten, da schluckte ich leer. Und als ich vernehmen musste, dass eine Pew-Studie 2010 ergab, dass satte 86% der Ägyptischen Bevölkerung die Todesstrafe als angemessene Bestrafung für Apostasie (also Blasphemie und/oder Verlassen des Islams) ansehen, war das Schlucken noch etwas leerer.

Den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts - und zu diesen Herausforderungen gehört vielleicht tatsächlich der Umgang «des Westens» mit den Anmassungen eines fundamentalistischen und politisierten Islams - können wir begegnen, indem wir unser Modell einer Trennung von Staat und Religionen hochhalten. Wir brauchen mehr Trennung von Staat und Kirche, nicht weniger. Wir müssen die Sonderrechte der Kirchen abschaffen und sie von Staates wegen gleich behandeln wie alle anderen Weltanschauungsgemeinschaften. Ansonsten werden wir uns immer mehr mit Forderungen weiterer Gemeinschaften auseinandersetzen müssen. Im Wallis ist der muslimische Bevölkerungsanteil grösser als jener der Evangelisch-Reformierten. Die Evangelisch-Reformierten aber sind staatlich anerkannt und geniessen Sonderrechte. Das ist - wenn man redlich bleiben will - nicht zu rechtfertigen. Besser wäre es, keine religiöse Gemeinschaft zu privilegieren. Damit würde man niemanden diskriminieren und insbesondere auch die wachsende Zahl der Menschen ohne religiöses Bekenntnis berücksichtigen.

Wir müssen unsere Werte wie Denk-, Kunst- und Meinungsäusserungsfreiheit hochhalten. Die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frau und Mann als unverzichtbar und unverhandelbar herausstreichen. Die Antwort auf die Herausforderungen an unsere Gesellschaft und unser Staatswesen darf also NICHT sein, dass wir irgendwie christlicher werden. Ich bin da für Klarheit auch in der Sprache. Wenn wir von Menschenrechten, Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit sprechen wollen, dann dürfen wir es den christlichen Propagandisten nicht einfach so durchgehen lassen, wenn sie das als «christliche Werte» deklarieren und verkaufen wollen. Allzu viele der uns lieb gewonnenen (Freiheits-)Rechte mussten ja gerade gegen die institutionalisierte Religion erkämpft werden. Wenn wir von Menschenrechten, Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit sprechen wollen, dann nennen wir sie doch einfach: Menschenrechte, Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit! Stehen wir zu unseren Rechten, es sind Rechte für alle und jeden, nicht nur für oder von Christen. Meine Schweiz ist keine christliche Schweiz. Meine Schweiz ist ein Rechtsstaat. Unsere Verfassung und unsere Gesetze sind nicht gottgegeben, sondern von den Bürgerinnen und Bürgern hart erarbeitet und erkämpft worden.

Valentin Abgottspon (Quelle: news.ch)

http://www.st.gallen.ch/news/detail.asp?Id=640764

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