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Freitag, 19. September 2014 / 13:32:27
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Gelockerte «Funkstille» in der Formel 1
Der Internationale Automobil-Verband FIA ist auf seinen aktuellsten Entscheid in Bezug auf die Formel 1 zurückgekommen. Die einschneidenden Beschränkungen im Funkverkehr an den Grand-Prix-Wochenenden werden für die verbleibenden Rennen der Saison gelockert.
Am vergangenen Dienstag hatten die Formel-1-Rennställe von den Gesetzeshütern des Weltverbandes betreffend "Präzisierung der Einschränkungen im Funkverkehr zwischen Fahrer und Kommandostand" überraschende Post erhalten - zu dicke Post, wie sich jetzt herausstellte. Ausgearbeitet hatte die Weisungen die Strategiegruppe der Formel 1 vor zwei Wochen am Rande des Grand Prix von Italien in Monza. Diesem Gremium gehören je ein halbes Dutzend Delegierte der FIA und Abgesandte des Rechte-Inhabers CVC um Bernie Ecclestone sowie Vertreter der grössten sechs Teams an. Die Veränderungen soll primär Ecclestone vorangetrieben haben.
Sicherheitsgedanke und Ungleichheiten
Die Mehrzahl der Fahrer und der Teamverantwortlichen konnten sich mit dem neuen Massnahmen-Paket nicht anfreunden. Die ausgedehnte Eigenverantwortung am Steuer ging ihnen zu weit. Gründe gab es einige, um die Kommissäre der FIA zu einer (temporären) Abkehr respektive einer Abschwächung der Vorgaben zu bewegen, zum Beispiel den Sicherheitsgedanken, die nicht gewährleistete Zeit zur Umgewöhnung oder die nicht identischen technischen Ausstattungen in den Autos.
Red Bull, Toro Rosso, Williams, Force India und Lotus sahen sich im Nachteil, weil ihre Cockpits nicht mit einem grossen Bildschirm im Lenkrad ausgerüstet sind, sondern lediglich über eine wesentlich kleinere Digitalanzeige verfügen. Daten und Informationen hätten die betroffenen Fahrer derart nur durch zusätzliche Handgriffe abrufen können. Ungleichheit hätte auch in Sachen Angewöhnung geherrscht. Die Fahrer der grossen Teams wie Mercedes oder Ferrari konnten sich im Simulator einigermassen mit den neuen Verhältnissen vertraut machen. Equipen wie jener von Sauber, die über keinen Simulator verfügen, blieb eine derartige Vorbereitung verwehrt.
Keine Auskünfte über die Konkurrenz
Charlie Whiting, Renndirektor, Sicherheitsbeauftragter und Leiter der technischen Abteilung der Formel 1, gab den Einwendungen statt und die neuerliche Reglementsänderung gestern Freitag noch vor dem ersten freien Training für den Grand Prix von Singapur bekannt. Zugelassen sind nunmehr unter anderem wieder Anweisungen betreffend Einstellungen am Lenkrad, Informationen über den Verschleiss und die Balance der Bremsen, den Benzinverbrauch, den Ladezustand der Batterie oder der Sicherheit dienende Warnungen. Die Liste der verbotenen Funksprüche bleibt gleichwohl sehr lang. Sie umfasst in etwa die Instruktion für die Linienwahl in bestimmten Streckenteilen, Anweisungen für die Einstellung des Setups für auserlesene Kurven oder das Überfahren der Kerbs. Ein Tabu bleiben zudem Auskünfte über andere Fahrer. So dürfen Abschnittszeiten der Konkurrenten oder Geschwindigkeitsvergleiche nicht mitgeteilt werden.
Die Stewards der FIA werden den Umgang mit den entschärften Richtlinien in Trainings, Qualifying und Rennen akribisch überwachen. Allein dafür werden während der Grands Prix acht Leute im Einsatz sein. Das Zuwiderhandeln zieht selbstredend eine Sanktion nach sich. "Geschieht dies im Rennen, könnte der betreffende Fahrer beispielsweise mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt werden. Im Qualifying ist eine Versetzung in der Startaufstellung denkbar", sagte Whiting an einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Singapur.
Whiting stellte im Zuge seines Sinneswandels auch klar, dass die abgeschwächte Variante der Vorgaben lediglich bis zum Ende der Saison gelten werde. Ab der WM 2015 werde die FIA die (ursprünglich schon auf dieses Jahr vorgesehene) Modifikation im Reglement einführen. Dannzumal werden sämtliche Kommandos und Informationen untersagt sein, die den Fahrer am Steuer unterstützen.
Bald auch ohne Telemetrie?
Geht es nach Promoter Bernie Ecclestone, wird die Verbannung des informellen Funkspruchs erst der Anfang der reglementaren Einschnitte technischer Fahrhilfen sein. Der Brite, in der Formel 1 eigentlich ausschliesslich für die wirtschaftlichen Belange zuständig, hat in Singapur die Möglichkeit des vollständigen Verbots der Telemetrie-Anlagen angekündigt. Die Umsetzung dieses Gedankens würde Fahrer und Techniker noch mehr treffen. Die Telemetrie-Daten werden mithilfe von Hunderten von Sensoren an den Autos erfasst und permanent an die Ingenieure an der Strecke weitergeleitet. Die gewonnenen Daten werden unter anderem zur Überwachung der Funktionen an den Fahrzeugen und vor allem zur Steigerung der Performance genutzt. Ecclestones Ansinnen teilt Whiting (noch) nicht. "Es gibt keine Pläne. Wir haben das nicht besprochen", versicherte der Engländer.
bert (Quelle: Si)
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