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Donnerstag, 11. September 2014 / 10:45:31
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Formel E - Autorennsport auf leisen Sohlen
Die «grüne Welle» hat endgültig auch den Motorsport erfasst. Die Formel E, die globale Rennserie für Autos mit Elektro-Aantrieb, startet morgen Samstag in Peking zu ihrer Premierensaison. Der Waadtländer Sébastien Buemi zählt zu den meistgenannten Titelanwärtern.
Die Initianten mit Jean Todt, dem Präsidenten des Internationalen Automobil-Verbandes FIA, an der Spitze klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Die Zuversicht ist gross, mit der Umsetzung der Idee einer «grünen» Rennserie den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Todt und seine Mitstreiter sind von der Notwendigkeit überzeugt, der Entwicklung in der Automobil-Industrie die notwendige Beachtung schenken zu müssen.
Ein logischer Schritt
Bei diesem Anspruch ist die Lancierung der Formel E nach der Forcierung der Hybrid-Technik in der Langstrecken-WM und in der Formel 1 der nächste logische Schritt. «Die Welt ist steten Veränderungen unterworfen. Als Aushängeschild im Motorsport tragen wir die Verantwortung, diesen Veränderungen Rechnung zu tragen. Aus unserer Warte hat sich deshalb aufgedrängt, eine Vision für neue Technologien und für die Entwicklung in der Autoindustrie zu schaffen», sagt Todt.
Trotz Aufbruchstimmung und Euphorie bei den Mächtigen der FIA ist die Akzeptanz der neuesten Formel-Kategorie schwierig abzuschätzen. Die Idee einer Rennserie ohne jeglichen Schadstoff-Ausstoss stösst auf Zustimmung. Die Positionierung des ehrgeizigen Projekts und der damit verbundene Aufbruch in eine neue Ära des Autorennsports werden gleichwohl nicht zum Selbstläufer werden. Die Kritiker führen unter anderem ins Feld, den Sport der Lächerlichkeit preiszugeben. Ihnen ist im Besonderen ein Dorn im Auge, dass die Autos «auf leisen Sohlen» daherkommen. Autorennen und Flüsterton - das passt für sie nicht zusammen.
Von Peking bis London
Es ist kein Zufall, dass sich die «neue E-Klasse» nicht auf herkömmlichen Rundkursen, sondern in den Städten niederlässt - dort, wo die elektrische Schubkraft auch im Strassenverkehr auf speziell grosse Resonanz stösst. Nach dem Auftakt in Peking setzt die Formel E ihre Weltreise in acht weiteren Stationen bis nach London fort, wo im kommenden Juni das Finale ausgetragen wird. Geplant gewesen sind ursprünglich zehn Wettkämpfe. Rio de Janeiro hat aber nachträglich seinen Verzicht erklärt. Am Zuckerhut fehlt im Jahr zwischen Fussball-WM und Olympischen Spielen offenbar der Enthusiasmus für einen weiteren Gross-Event. Ein neuer Organisator hat noch nicht präsentiert werden können.
Die einzelnen Konkurrenzen werden aus Kostengründen als Ein-Tages-Veranstaltungen durchgezogen; freie Trainings, Qualifying und die als ePrix deklarierten Rennen finden innert weniger Stunden statt. Die rund 60 Minuten dauernden ePrix sind zweigeteilt. Weil die Antriebsaggregate für die gesamte Distanz (noch) nicht über genügend Speicherkapazitäten verfügen, müssen die Fahrer nach halbem Pensum einen Fahrzeugwechsel vornehmen.
Eingeschrieben für die erste Meisterschaft in der Formel E sind 10 Teams mit 20 Fahrern, unter ihnen einige bestens bekannte Namen. Neben Buemi sind aus der Formel 1 unter anderen der Deutsche Nick Heidfeld, der Italiener Jarno Trulli, der Japaner Takuma Sato sowie die Brasilianer Nelson Piquet und Bruno Senna am Start. Insgesamt hat mehr als die Hälfte der Teilnehmer eine Vergangenheit in der Königsklasse. Vertreten ist auch das weibliche Geschlecht. Dank der Engländerin Katherine Legge und der Italienerin Michela Cerruti beträgt die Frauenquote stolze zehn Prozent. Mit Fabio Leimer steht ein zweiter Schweizer auf Abruf bereit. Der letztjährige GP2-Meister ist in der japanischen Equipe Amlin Aguri als Ersatzfahrer gemeldet.
Buemis Bestzeiten und Vergleiche
Buemi verdankt die (Mit-)Favoritenrolle seinen starken Auftritten an den fünf Testtagen zwischen Anfang Juli und Mitte August in Donington. Auf dem Rundkurs in der englischen Grafschaft Leicestershire war der in dieser Saison in der Langstrecken-WM erfolgreich tätige Waadtländer viermal der Schnellste. «Schnell» ist dabei relativ, leisten die Elektro-Motoren doch im Maximum 270 PS. 225 Kilometer pro Stunde werden das Höchste der Gefühle sein. Der Vergleich mit den Autos in der Formel 1 oder der Endurance-Serie hinkt deshalb. «Die Formel E ist etwas komplett anderes. Es steht nicht nur weit weniger Power zur Verfügung. Diese Autos haben auch deutlich weniger Grip. Zudem sind sie um einiges schwerer», sagt Buemi. «Aber Spass machts trotzdem.» Die E-Mobile müssen gemäss Reglement inklusive Fahrer im Minimum 888 Kilo auf die Waage bringen. Davon entfallen allein 320 Kilo auf die Batterie. Das Gesamtgewicht ist damit um rund 200 Kilo höher als das eines Formel-1-Autos.
asp (Quelle: Si)
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