Montag, 25. November 2013 / 18:00:00
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Mäuse haben Bluthochdruck nach künstlicher Befruchtung
Durch eine künstliche Befruchtung (IVF) entstandene Mäuse haben verhärtete Blutgefässe, höheren Blutdruck und leben weniger lange als natürlich gezeugte. Dies ergab eine Schweizer Studie. Andere Ärzte wenden ein, dass die Resultate nicht auf Menschen übertragbar seien, die weitere Überwachung von IVF-Kindern aber sinnvoll sei.
Das Team um Urs Scherrer vom Inselspital Bern fand bei den Mäusen Gefässveränderungen, die jenen der Kinder von Frauen glichen, die in der Schwangerschaft unter Präeklampsie litten. Dies ist eine Bluthochdruckkrankheit, die auch Schwangerschaftsvergiftung genannt wird, und bei Kindern das Risiko für Herzkreislauf-Krankheiten leicht erhöht.
«IVF-Kinder bringen von Beginn weg gewisse Herzkreislauf-Risiken mit, die sich später im Leben auswirken könnten», interpretierte Scherrer auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda die Resultate. Die IVF-Mäuse in der Studie lebten auch 25 Prozent weniger lange als ihre natürlich gezeugten Artgenossen.
Als Ursache vermuten die Forscher Veränderungen an den Genen, die womöglich vom Kulturmedium für die Embryonen ausserhalb des Mutterleibs begünstigt werden. Allerdings umfassten die Gruppen in der Mäusestudie jeweils nur eine geringe Zahl von Individuen - ihre statistische Aussagekraft ist deshalb eingeschränkt. An der Arbeit waren auch Kollegen vom Unispital Genf beteiligt.
Menschenembryonen robuster
Laut anderen Fortpflanzungsmedizinern lässt sich nicht von der Mausstudie auf Menschen schliessen. «Menschenembryonen sind deutlich robuster als Mäuseembryonen», erklärte Anja Pinborg vom Hvidovre-Spital nahe Kopenhagen, die eine grosse Studie über die Auswirkungen von IVF leitet, auf Anfrage.
«Was wirklich bei Menschen geschieht, wird sich erst in 10 bis 20 Jahren sagen lassen.» Denn Erkrankungen wie Herzinfarkte, Diabetes oder Krebs treten erst im höheren Lebensalter häufiger auf.
Manche anfänglichen Probleme bei IVF-gezeugten Kindern wie Frühgeburten seien bereits seltener geworden, sagte Pinborg. Grund sei, dass man die künstliche Reproduktion immer mehr der natürlichen Geburt annähere: weniger starke hormonelle Stimulation, weniger Mehrlingsschwangerschaften.
Grundsätzlich sei es aber wichtig, die mit IVF gezeugten Kinder auch weiterhin zu überwachen, betonte Pinborg.
Jedes 40. Baby künstlich gezeugt
Schon im letzten Jahr hatte ein Team um Scherrer je etwa 60 IVF- und normal gezeugte Kinder untersucht und gefunden, dass die IVF-Kinder versteifte Blutgefässe hatten. Daraus schlossen sie auf ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko der IVF-Kinder. In Studien anderer Forschergruppen wurden diese Effekte indes bisher nicht beobachtet.
In der Schweiz stagnieren gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) derzeit die Geburten mit Hilfe der Reproduktionsmedizin. Im Jahr 2011 machten sie 2,5 Prozent aller Lebendgeborenen in der Schweiz aus, insgesamt 2006 lebend geborene Kinder. Für die Entwicklung der IVF erhielt der im April verstorbene Robert Edwards 2010 den Nobelpreis.
tafi (Quelle: sda)
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