Mit Tränengas gegen Demonstranten

Die Demonstranten griffen Fabriken an, warfen Fahrzeuge um und setzten Verkaufsstände in Brand. Sie forderten die Hinrichtung der für das Unglück Verantwortlichen.

Die Proteste starteten in dem Vorort Savar, wo das achtstöckige Gebäude am Mittwochmorgen zusammengestürzt war, weiteten sich aber rasch auf andere Bezirke von Dhakar aus. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich hunderttausende Menschen an der Kundgebung. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein.

Ein Grossteil der 4500 Textilfabriken des Landes blieb wegen der Ausstände und aus Sorge vor Ausschreitungen geschlossen. Ihre Besitzer gaben den Arbeitern auch am Samstag frei, für Sonntag riefen die Gewerkschaften zum Streik auf.

Laut Polizei fordern die Demonstranten neben besseren Arbeitsbedingungen auch den Tod des flüchtigen Gebäudebesitzers, eines Mitglieds der Regierungspartei, und der Chefs der fünf im «Rana Plaza» betriebenen Fabriken. Sie hatten offenbar ihre meist weiblichen Arbeitskräfte aufgefordert, trotz Rissen am Gebäude an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

Hilferufe aus Trümmern

Unterdessen setzten die Bergungseinheiten ihre Arbeit fort. Allein am Freitag fanden sie mehr als 70 Menschen lebend. Währenddessen stieg die Zahl der bestätigten Todesfälle auf über 300. Die Hoffnung auf weitere Überlebende schwand, obwohl nach wie vor Hilferufe aus den Trümmern drangen.

Eigentlich wollten die Retter nach 72 Stunden aufhören, doch nun wollen sie mindestens bis Samstag weitergraben. Erst wenn es keine Lebenszeichen mehr gibt, rücken sie mit schwerem Gerät. Am Unglücksort breitete sich derweil Verwesungsgeruch aus.

Nach wie vor war unklar, wie viele Menschen noch verschüttet sind. Zum Zeitpunkt des Unglücks sollen mindestens 3000 Menschen in den fünf Fabriken des «Rana Plaza» gearbeitet haben. 2300 wurden bis Freitag als Überlebende registriert, 1200 von ihnen wurden noch in Spitälern behandelt. Viele verloren Arme oder Beine oder waren so schwer verletzt, dass den Ärzten nur noch die Amputation übrig bleiben wird.

Zulieferer für Marken Mango und Primark

Unklar ist auch weiterhin, welche internationalen Konzerne in den fünf Fabriken arbeiten liessen. Die britische Billigkette Primark und der spanische Hersteller Mango räumten inzwischen ein, dass sie in «Rana Plaza» Zulieferer beauftragten. Andere Marken wie Walmart und die französische Supermarktkette Carrefour recherchierten nach eigenen Angaben noch, Benneton und C&A dementierten.

Nach mehreren derartigen Unglücken in Textilfabriken von Bangladesch, deren Opfer ebenfalls für internationale Konzerne gearbeitet hatten, wird nun auch der Ruf im Ausland nach besseren Arbeitsbedingungen in dem Land lauter.

Das Unglück zeige, dass «Regierung, Besitzer, Konsumenten und Arbeiter» gemeinsam Verantwortung übernehmen müssten, sagte ein Sprecher des US-Aussenministeriums.

Die Internationale Arbeitsorganisation ILO forderte Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften auf, sich gemeinsam für sichere Arbeitsplätze in Bangladesch einzusetzen.

fajd (Quelle: sda)

http://www.st.gallen.ch/news/detail.asp?Id=584731

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