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Jugendliche werden online ein lückenlos dokumentiertes Leben führen.

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Dienstag, 16. Oktober 2012 / 10:58:00

Internet braucht Bürger, keine Konsumenten

Wien - Die meisten Menschen verbringen mehr und mehr Zeit online. An das daraus resultierende Doppelleben müssen wir uns aber erst noch gewöhnen und wie diese virtuelle Parallelwelt aussehen wird, hängt davon ab, wer sich die Kontrolle über die wachsenden Datenflut sichert.

Wie sich die Dinge momentan entwickeln, diskutierten hochkarätige Experten am Dienstagabend im Rahmen der Vortragsreihe, die von der Telekom Austria Group in Wien veranstaltet und dem krisengebeutelten Konzern wieder einmal dringend benötigte positive Schlagzeilen bescheren wird.

«Alles wird komplizierter»

«Früher war alles einfacher. Damals sind wir bei Bedarf zu den Informationen gegangen und nicht umgekehrt. Heute sind wir gespalten zwischen virtueller und physischer Realität und jeder Account bringt eine neue Identität mit sich. Das zunehmende Verlangen, persönliche Informationen im öffentlichen Raum herzuzeigen, birgt Gefahren. Der Schutz der Privatsphäre kann nur durch Zusammenarbeit von Usern und Firmen gewährleistet werden. Diese neue Welt birgt aber auch Chancen: Online wird jede Meinung hinterfragt», sagt Google Ideas Director Jared Cohen.

Die Jugendlichen, die in dieser Welt aufwachsen, werden online ein lückenlos dokumentiertes Leben führen und daher nichts vergessen. Für Eltern bedeutet das eine neue Herausforderung. «Für die Randgruppen der Gesellschaft und Dissidenten in repressiven Regimen ergeben sich im virtuellen Raum ganz neue Möglichkeiten, da sie sich frei von Unterdrückung bewegen können. Allerdings erhalten auch Staaten Möglichkeiten zur lückenlosen Überwachung an die Hand und Terroristen neue Ziele», so Cohen. Identität werde im virtuellen Raum zunehmend eine Management-Aufgabe, so der Google-Denker.

«Wer kontrolliert die Maschine?»

Um sich in der virtuellen Welt zurechtzufinden, sind Menschen zunehmend auf Filter angewiesen. «Geräte versorgen uns in Zukunft mit Informationen über unsere Umwelt. Ich halte das für einen Rückfall in die Prä-Moderne, ein Universum, in dem die Realität selbst mit uns zu sprechen scheint. Das Problem ist, dass die Botschaft ideologisch aufgeladen ist. Die Technik tut, was das Gehirn bei rassistischen Gedanken tut: sie zeigt uns Vorurteile. Die Frage ist, wer diese Maschine kontrolliert», so Philosoph Slavoj Zizek. Zudem verschiebe sich die Definition von öffentlichem und privatem Raum in der virtuellen Welt, so der Denker.

«Es ist nicht der private Raum, der im Internet verschwindet, sondern der öffentliche. Sogar in der Online-Öffentlichkeit bewegen wir uns scheinbar privat. Einen autentischen öffentlichen Raum zu schaffen, wird eine der Hauptherausforderungen der digitalen Zukunft sein. Facebook und Co sind dafür keine geeigneten Kandidaten, dort spiegeln sich lediglich isolierte Narzissten gegenseitig. Das Internet ist eine offene Maschine, über die Auswirkungen entscheiden wir durch unsere Beziehungen zueinander. Für ein offenes Netz müssen wir aber kämpfen», so Zizek.

«Aufmerksamkeit als Öl der Gegenwart»

«Aufmerksamkeit ist der wertvollste Rohstoff unserer Zeit. Das Angebot an Information explodiert gegenwärtig, die Herausforderung ist, die wichtigen Dinge herauszufiltern. Dazu vertrauen wir zunehmend auf Algorithmen. Diese zeigen uns die Dinge, von denen sie glauben, dass wir sie wollen. Damit geben wir die Kontrolle über unsere Aufmerksamkeit an ein Stück Code ab, das durch Werbung finanziert wird. Google zeigt mittlerweile verschiedenen Personen verschiedene Suchergebnisse, die Personbalisierung hat den ursprünglichen Gedanken vom demokratischen Informationsfilter abgelöst. Verschwörungstheoretiker bekommen jetzt Verschwörungstheorien», so Aktivist Eli Pariser.

Ein Problem der automatischen Filter sei, dass sie Informationen hauptsächlich auf Basis der schnellen Entscheidungen der User treffen. «Menschen tendieren dazu, Unterhaltung sofort zu konsumieren, und hochwertigere Inhalte hinauszuschieben. Die Algorithmen sehen aber nur, was ich zuerst klicke. So erkennen sie nur das Verhaltens-Ich, nicht das Anspruchs-Ich. Facebook-Likes werden leicht für erfolgreiche Marathonbewältigung gegeben, aber eignen sich schlecht für schwer verdaubare Themen. Von diesen Entwicklungen profitieren die Katzenvideos», sagt Pariser.

Den Glauben an ein Internet, das die Welt demokratisiert, habe er vorerst ruhend gestellt, so Pariser. «Ich dachte, die Online-Welt käme ohne Gatekeeper aus. Jetzt sieht es aber so aus, dass Google, Facebook, Twitter und andere die Wächter der Information sind. Sie treffen dieselben Entscheidungen wie die Gatekeeper in den klassischen Medien des 20. Jahrhunderts, allerdings ohne journalistische Ethik. Ein Facebook-Repräsentant sagte mir, es sei nicht sein Job, wichtige Informationen an den User zu bringen. Wir brauchen in Zukunft jenes Internet, das wir uns anfangs erhofft haben, um die globalen Probleme zu bewältigen. Dazu müssen die Nutzer aber Bürger sein und nicht Konsumenten», erklärt Pariser.

bg (Quelle: pte)

http://www.st.gallen.ch/news/detail.asp?Id=560275

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