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Dienstag, 17. April 2012 / 23:25:22
ZSC Lions: Titel ohne Komfortzone
Vier Jahre nach dem letzten Titelgewinn ist der ZSC überraschend wieder an die Spitze des NLA-Rankings vorgerückt. Hinter dem kräftigen Aufschwung stehen viele Figuren. Eine davon ist Bob Hartley. Momentaufnahmen einer Zürcher Trendwende.
Für den ZSC endete eine teilweise problematische und lange Zeit überaus ungemütliche Saison mit der grösstmöglichen Genugtuung. Der sportlich unbefriedigenden Qualifikation folgte eine unerwartet spektakuläre Kür im wichtigsten Abschnitt der Meisterschaft. Die Lions haben im Viertelfinal den Titelhalter Davos und eine Runde später mit Zug die Nummer 1 der «Regular Season» eliminiert - ohne Verlustpunkt. Das allein ist eine Meisterleistung.
Im Final wiederholten sie das Kunststück von 2001 (4:3 gegen Lugano), die Serie nach einem 1:3-Rückstand vor der imposanten Kulisse des Kontrahenten zu wenden. Gerechnet hat mit dem Coup angesichts der jüngsten Vorgeschichte ausserhalb der ZSC-Kabine wohl kaum jemand. Zufällig kommt die siebte Goldmedaille trotzdem nicht. Neun der Champions hat der ZSC selber ausgebildet. Fast auf allen relevanten Junioren-Stufen ist der Klub seit Jahren führend. Darum passt auch, dass die Lions nicht wegen erstklassigen ausländischen Professionals Meister wurden, sondern weil die Einheimischen zur «Prime-Time» für die Differenz sorgten.
Das schlummernde Potenzial erkannt
Der radikale Wandel von der talentierten und kostspieligen, während Jahren allerdings nur noch genügsamen Equipe zum charismatischen Siegerteam ist beeindruckend. Insidern ist die markant erhöhte Leistungsbereitschaft schon im Spätsommer aufgefallen. Es dauerte indes mehrere Monate, bis das Team den von Bob Hartley importierten «Kulturschock» verarbeitete und die Vorstellungen des neuen Chefs verinnerlichte. Die Teilnahme am Playoff stand für die Zürcher erst nach einem 4:1 gegen Rapperswil-Jona in der drittletzten Runde der Qualifikation fest.
Etwas Besseres als die Verpflichtung des Stanley-Cup-Siegers von 2001 hätte den Lions wohl nicht passieren können, um der Stagnation der teuren Organisation ein Ende zu setzen. Nach dem dreimaligen Out im Playoff-Viertelfinal setzte das Management auf eine unkonventionelle Lösung. Mit Hartley engagierte es einen NHL-Trainer, der nach seiner Entlassung im Oktober 2007 in Atlanta bis zur Ankunft in Zürich nicht mehr aktiv hinter der Bande tätig gewesen war. Das Comeback des 51-Jährigen lohnte sich für alle Beteiligten.
Hartley erkannte die Defizite und das schlummernde Potenzial im Verein sofort. Im Elite-Final der letzten Saison spürte er Ronalds Kenins auf und beförderte den leidenschaftlichen Letten mit der Schweizer Lizenz sofort. Und nach dem internen Vorbereitungsspiel gegen das NLB-Team der GCK Lions «transferierte» Hartley einen weiteren Jungen: Luca Cunti, der zur Center-Entdeckung des Jahres avancierte. Parallel dazu setzte Hartley die ältere Garde permanent unter Druck. Eine Komfortzone duldete der unerbittliche Kanadier zu keinem Zeitpunkt.
Aus der Depression zum Titelgewinn
Das Ensemble der vielen Künstler, die sich gewiss nicht immer, aber zu oft dem Lust- und Launeprinzip hingaben und bei allzu grossem Widerstand resignierten, stemmte sich nicht gegen den Prozess der Neuausrichtung. Vielleicht erkannte die Gruppe um den feinen «Seismograf» (NZZ) Mathias Seger, dass eine interne Klimaveränderung nötig war, um wieder in die Erfolgsspur gelangen zu können. Hartley flankierte den arbeitsintensiven Umformungsprozess mit seiner fast penetranten Detailpflege.
Ganz von ihrem einstigen Stil sind die Lions nicht abgekommen. Zur perfekten Leistung genügte der normale Rahmen (Qualifikation) nicht. Im profanen Vorprogramm taten sich die Zürcher schwer. Auf Touren kamen sie später. Erst im gleissenden Licht gingen die harten Arbeiter mit der Qualität zur Spielkunst an ihre Grenzen. Nach dem letzten Show-Act strahlte auch Bob Hartley ohne Ende. Er hat den Klub aus einer jahrelangen Depression und zurück zur Trophäe geführt.
fest (Quelle: sda)
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