Mittwoch, 29. Juni 2011 / 11:38:11
Der Schatten Alberto Contadors über der Tour de France
Alberto Contador nimmt die 98. Tour de France gewissermassen auf Bewährung in Angriff. Sein Dopingfall ist vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne hängig. Mit einem Urteil ist nicht vor September zu rechnen.
Es geht um eine geringe Menge von Clenbuterol, die Contador nach einem Dopingtest am 21. Juli letzten Jahres am Ruhetag in Pau nachgewiesen wurde. Der Radprofi führte in einer abenteuerlichen Geschichte den Verzehr von kontaminiertem Fleisch als Grund für den positiven Befund an. Seither hat die Angelegenheit Rechtsanwälte, Wissenschaftler und Spezialisten beschäftigt und eine grosse Summe Geld gekostet.
Sollten die Experten des CAS zum Entscheid gelangen, Contador sei in der letztjährigen Tour de France gedopt gewesen, wäre die Angelegenheit noch lange nicht beendet. Die Juristen des Spaniers kündeten schon vor geraumer Zeit an, dass sie bei einem für sie ungünstigen Ausgang des Verfahrens den Fall vor ein Schweizer Zivilgericht weiterziehen wollen.
Falls der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne Contador des Dopings für schuldig befindet, würden alle Ergebnisse des Spaniers im Verlaufe dieser Saison für nichtig erklärt. Verlustig ginge Contador unter anderem seine neun Siege (zwei Etappen und Gesamtklassement bei der Murcia-Rundfahrt, eine Etappe und Gesamtklassement bei der Katalonien-Rundfahrt, eine Etappe der Kastilien-und-Leon-Rundfahrt, zwei Etappen und der Gesamtsieg im Giro d'Italia). Als Sieger würden die jeweils zweitklassierten Fahrer nachrücken. Im Falle des Giro d'Italia wäre dies Michele Scarponi (It).
Selbst im Lager seiner Berufskollegen stösst es sauer auf, dass ein unter Dopingverdacht stehender Fahrer an der bedeutendsten Rundfahrt der Welt teilnehmen darf und ihm möglicherweise im Nachhinein der Triumph aberkannt wird. «Entweder er ist unschuldig, dann darf er fahren. Oder er ist schuldig, dann bleibt er daheim. Die jetzt angewandte Lösung ist schlecht und bringt den Radsport weiter in Misskredit», lautet der allgemeine Tenor.
Der Fall Contador in der Chronologie:
- Am 30. September 2010 gibt der Weltverband UCI während der Strassen-WM in Australien bekannt, dass Alberto Contador am zweiten Ruhetag der Tour de France am 21. Juli in Pau positiv auf Clenbuterol getestet wurde. Der Spanier wird suspendiert, was ihn nicht weiter trifft, weil er seine Saison längst beendet hat.
- Am 19. Oktober 2010 mahnt UCI-Präsident Pat McQuaid zu Geduld. Die Ergebnisse von Wissenschaftlern und Spezialisten müssten abgewartet werden, bis ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden könne.
- Am 8. November 2010 beauftragt die UCI den spanischen Radsport-Verband (RFEC) mit der Einleitung eines Dopingverfahrens gegen Contador.
- Am 15. Februar 2011 spricht die Disziplinarkommission des spanischen Radsport-Verbandes Contador vom Dopingvorwurf frei. Der Madrilene ist damit wieder startberechtigt.
- Am 24. März 2011 legt die UCI beim Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne Berufung gegen den Doping-Freispruch ein. Vier Tage später schliesst sich die Welt-Dopingagentur WADA dem Rekurs an.
- Am 26. Mai 2011 berichten spanische Medien, die ursprünglich auf den 6. bis 8. Juni vorgesehen gewesen Anhörung vor dem CAS könnte sich verzögern.
- Am 31. Mai 2011 gibt der Internationale Sportgerichtshof bekannt, der Termin für die Anhörung Contadors sei neu der 1. August. Begründet wurde die Verschiebung damit, alle Beteiligten hätten mehr Zeit nötig, um die Angelegenheit vorzubereiten.
joge (Quelle: Si)
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