Mittwoch, 25. Mai 2011 / 20:12:00
Basler Fussball-Dynastie
Basel hat ein unschätzbar breites Repertoire an Kompetenz zu bieten. Auf allen Stufen ist der FCB meisterhaft aufgestellt. Er ist ein perfekt organisierter Champion - und so tief verwurzelt wie kaum einer der Herausforderer.
Kommentator aus Zürich sprach im Zusammenhang mit dem FCB «vom verbalen Powerplay». Er meinte wohl die meist gut getimten und lauten Ansagen aus der Basler Fussball-Zentrale. Ihre Qualitäten verstecken die Bebbi tatsächlich nicht, unter einem Minderwertigkeits-Komplex leidet am Rheinknie keiner. Sie sind stattdessen von einem nahezu unerschütterlichen Selbstvertrauen beseelt. Von ungefähr kommt das nicht: Sechs Titelgewinne in zehn Saisons belegen die Qualität der FCB-Organisation.
Fink: Vorgaben zu 100 Prozent erfüllt
Christian Gross hat die Dynastie während über zehn Jahren geprägt. Sein Nachfolger Thorsten Fink verfeinerte den Stil und legte mehr Wert auf die Spielkultur. Am Erfolg veränderte sich nichts. Der deutsche Coach aus der Bayern-Schule adaptierte die Schweizer Gepflogenheiten schnell. Er trat nie grossspurig auf, aber immer punktgenau. Fink fand (fast immer) die optimale Tonlage.
Seit seiner Ankunft an der besten Adresse der Schweizer Fussball-Szene hat Fink die hohen Vorgaben des Vereins zu 100 Prozent erfüllt. Im ersten Jahr gewann er das Double, in der zweiten Saison das One-Way-Ticket für die Champions League. Für ihn und sein Ensemble standen gegen 20 Millionen Franken auf dem Super-League-Spiel. Er verzockte die Vorteile unter schwierigen Umständen nicht - das spricht für seine Klasse als Trainer.
Alex Frei der Tor- und Erfolgsgarant
Im Gegensatz zur Konkurrenz war der FCB in den Schlüsselszenen der Meisterschaft immer zum «Big Point» in der Lage. Gegen den ambitionierten Herausforderer Zürich gewann der Titelhalter drei von vier Partien. Und wenn wie beim 2:2 im Letzigrund fast nichts mehr funktionierte, begrenzte einer den Schaden im Alleingang: Alex Frei, der mit grossem Abstand beste Torschütze der Axpo Super League.
Frei ist Tor- und Erfolgsgarant zugleich. Der 31-Jährige markierte unzählige entscheidende Treffer. Besser hätte der FCB die Millionen nicht anlegen können. Der «Return on Investment» ist beim Top-Stürmer beträchtlich. Der frühere Captain der Nationalmannschaft, mit 42 Treffern der Rekordskorer der SFV-Geschichte, ist derzeit landesweit zwar nicht populärste, aber zweifelsohne erfolgreichste Führungsspieler.
Grossartige Leistungsträger
Es wäre aber falsch, den Triumph Basels nur auf den Faktor «F/F» (Fink/Frei) zu reduzieren. Hoch interessante Professionals wie Xherdan Shaqiri (20) und Granit Xhaka (18) haben phasenweise bereits den Lead übernommen. Valentin Stocker (22) spielte bis zum Kreuzbandriss eine exzellente Saison. Im Zentrum widerlegte Benjamin Huggel alle, die ihm, dem eher «grobmotorischen» Regisseur, unterstellten, er sei ein Auslaufmodell mit Kratzern im Lack. Der 33-Jährige «Ur-Basler» stemmte die wichtigste nationale Trophäe bereits zum sechsten (!) Mal auf dem «Barfi» in die Höhe. Er steht nicht für die Basler Kleinkunst, Huggel ist ein Winnertyp mit Ecken und scharfen Kanten.
Risikomanagement im Griff
Mit den Basler Kennzahlen der vergangenen zehn Jahre kann kein anderer Wettbewerbs-Teilnehmer mithalten. Die Markt- und Standortvorteile hat sich die FCB-Führung um die vermögende Präsidentin Gigi Oerie und dem rhetorisch brillanten Strategen Bernhard Heusler hart erarbeitet. Nicht die Finanzkraft alleine, sondern das gekonnte Risikomanagement brachte Basel die womöglich langjährige Pole-Position ein.
Der Verein ist breit abgestützt - und zwar an allen Fronten. Gegen 25'000 Saisonkartenbesitzer unterstützen den FCB. Die wuchtige Zahl ist nicht das Ergebnis eines kurzfristigen Booms. In Basel ist der Fussball längst Kult und Kultur gleichermassen. Rot-Blau ist keine Modeerscheinung, sondern steht für die Identifikation - und eben: Seit bald einer Dekade ist die Farbe mit purem Erfolg gleichzusetzen.
Fakten von Basel
1893 gegründet. - Jahres-Umsatz: 56,9 Millionen Franken. - Palmarès: 14 Meistertitel (2011, 2010, 2008, 2005, 2004, 2002, 1980, 1977, 1973, 1972, 1970, 1969, 1967, 1953). 10 Cupsiege (2010, 2008, 2007, 2003, 2002, 1975, 1967, 1963, 1947, 1933). - Präsidentin: Gigi Oeri. - Coach: Thorsten Fink (De). - Assistent: Heiko Vogel (De). - Goalietrainer: Romain Crevoisier.
Team
Tor: Franco Costanzo (Arg/30). Yann Sommer (22). Massimo Colomba (33).
Verteidigung: David Abraham (Arg/24). Atan Cagdas (Tür/31, 2. Mannschaft). Aleksandar Dragovic (Ö/20). Beg Ferati (24). Janick Kamber (19). Genseric Kusunga (23). Behrang Safari (Sd/26). Markus Steinhöfer (De/25). Taulant Xhaka (20.).
Mittelfeld: Arlind Ajeti (17). Cabral (22). Scott Chipperfield (Sz-Au/35). Benjamin Huggel (33). Xherdan Shaqiri (20). Valentin Stocker (22). Fwayo Tembo(Samb/22). Daniel Unal (21). Sandro Wieser (Lie/18). Granit Xhaka (18). Gilles Yapi (Elf/29).
Sturm: Matthias Baron (De/22). Alex Frei (31). Marco Streller (29). Jacques Zoua (19).
bg (Quelle: Si)
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