Dienstag, 12. April 2011 / 18:17:14
Japan setzt Fukushima mit Tschernobyl gleich
Tokio - Die japanische Regierung stuft das Atomunglück von Fukushima nun offiziell als ebenso schwer wie das Reaktorunglück in Tschernobyl ein. Die Atomsicherheitsbehörde erklärte am Dienstag in Tokio, das Unglück werde jetzt auf der internationalen Bewertungsskala auf der höchsten Gefahrenstufe 7 eingeordnet.
Die Stufe 7 auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) bezeichnet einen katastrophalen Unfall mit dem Austritt grosser Mengen Radioaktivität und schwersten Auswirkungen auf Menschen und Umwelt.
In der Geschichte der Atomkraft-Nutzung wurde bislang nur die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in diese Kategorie eingeordnet. Bisher hatten die japanischen Behörden das Unglück mit der Stufe 5 qualifiziert.
«Wir haben die Einstufung der Schwere (des Unglücks) auf sieben angehoben, weil die Auswirkungen der Strahlung umfassend sind, in der Luft, im Gemüse, in Leitungs- und Meerwasser», sagte Minoru Oogado von der Atomsicherheitsbehörde (NISA). Die Menge der Radioaktivität, die ausgetreten sei, entspreche etwa zehn Prozent der Menge, die in Tschernobyl freigesetzt worden sei.
Genaues Ausmass immer noch unklar
Das Amt von Ministerpräsident Naoto Kan räumte ein, dass die ersten Messungen der Radioaktivität nach der Naturkatastrophe unzureichend gewesen seien. Dies habe dazu geführt, dass Information an andere Länder nur verspätet weitergegeben worden seien.
Der Anlagenbetreiber Tepco erklärte, es werde noch geprüft, wie viel Radioaktivität insgesamt austreten könne. Werde weiterhin Strahlung freigesetzt, könnte letztlich mehr Radioaktivität in die Umwelt gelangen als in Tschernobyl. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei jedoch extrem niedrig.
Besorgnis in China
China zeigte sich besorgt über das Abpumpen radioaktiv verseuchten Wassers in den Pazifik. Die japanische Regierung müsse die Auswirkungen auf das Leben in dem Ozean und auch die Nachbarländer sehr ernst nehmen, erklärte Ministerpräsident Wen Jiabao auf der Internetseite der Regierung.
Nachbeben die grösste Gefahr
Ein ranghoher Regierungsvertreter sagte, derzeit seien nicht befürchtete Explosionen in Fukushima, sondern die vielen Nachbeben die grösste Gefahr für das Kraftwerk. Seit dem Erdbeben vom 11. März erschütterten nach Angaben der Behörden mehr als 400 Nachbeben mit einer Stärke von 5 und mehr das Land.
Auch am Dienstag wurde Japan erneut von zwei starken Nachbeben über der Stärke 6 erschüttert, die auch wieder Häuser in Tokio ins Wanken brachten.
fest (Quelle: sda)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Gedenken an Katastrophe von Tschernobyl
Montag, 25. April 2011 / 16:51:41
[ weiter ]
Ban Ki Moon fordert mehr Atom-Sicherheit in Tschernobyl
Mittwoch, 20. April 2011 / 13:09:00
[ weiter ]
Japan plant «Gefahrenzone» um Fukushima
Mittwoch, 20. April 2011 / 07:21:37
[ weiter ]
550 Millionen Euro für Tschernobyl-Sarkophag zugesagt
Dienstag, 19. April 2011 / 11:28:00
[ weiter ]
Fukushima-Arbeiter bekämpfen Ausbreitung von radioaktivem Wasser
Samstag, 16. April 2011 / 08:08:40
[ weiter ]
Tepco entschädigt erste Opfer
Freitag, 15. April 2011 / 07:46:00
[ weiter ]
Japan weitet Suche nach Vermissten aus
Donnerstag, 14. April 2011 / 07:58:00
[ weiter ]
Japans Informationspolitik in der Kritik
Mittwoch, 13. April 2011 / 22:44:00
[ weiter ]
Arbeiter setzen Abpumpen verseuchten Wassers fort
Mittwoch, 13. April 2011 / 08:41:50
[ weiter ]
Man könnte sich beinahe sicher fühlen
Dienstag, 12. April 2011 / 11:40:05
[ weiter ]
Starkes Nachbeben erschüttert Japan
Montag, 11. April 2011 / 12:30:00
[ weiter ]
Japan gedenkt der Katastrophenopfer
Montag, 11. April 2011 / 08:35:00
[ weiter ]