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Wenn die wichtigste Frage ist, ob George Clooney einen Bergarbeiter spielen wird...

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Montag, 18. Oktober 2010 / 11:23:27

Minendrama: Bergmänner gerettet - Relevanz verschüttet

Damit dies klar ist: Der Autor ist froh, dass die 33 chilenischen Bergleute alle dank moderner Technik und grossem Materialeinsatz aus dem eingestürzten Bergwerkgerettet werden konnten. Doch das ist es denn auch schon: Eine Geschichte mit Happy-End.

Und gleichzeitig eine Geschichte darüber, was für ein himmeltrauriger Witz unsere Medien-, unsere News-, unsere Alltagskultur geworden ist. Denn je näher man an diese Wunderstory heran tritt und je genauer man sie betrachtet, desto trauriger wird alles – nicht für die Geretteten, wohl aber für die Welt.

Es beginnt damit, dass der Unfall gar nie hätte passieren dürfen, da die San José Mine gar nicht hätte in Betrieb sein dürfen. Denn nach einem Unfall 2006 mit 2 Toten war sie 2007 nach Klagen gegen die Verantwortlichen geschlossen worden, da die Betreiberin des Kupfer- und Gold-Bergwerks grundsätzliche Sicherheitsvorschriften missachtet hatte. Doch schon 2008 lief die Produktion wieder – ohne dass auch nur ein Deut an der Sicherheit der Mine verbessert worden wäre.

Stattdessen zahlte der Minenbetreiber, die Compañía Minera San Esteban (CMSE), den Arbeitern aufgrund der lausigen Sicherheitsstatistik dieser Mine Löhne, die 20% über denen von anderen Kupferminenarbeitern in Chile liegen, Löhne, die auch so schon zu den besten aller Bergleute in Südamerika gehören.

Wo blieben bei all dem die Behörden? Immerhin waren die Verstösse gegen die Sicherheitsvorschriften Grund genug, den Betrieb einer Mine zu verbieten. Aber Chile muss natürlich auch sparen... und wo spart es sich am einfachsten? Beim Personal.

Die Atacama-Region ist eigentlich nichts als eine riesige, fantastische Hoch-Wüste, eine der trockensten Regionen der Welt und einer der Orte mit den meisten Bodenschätzen. Und da es oben drauf nicht viel gibt, womit ein Staat zu machen wäre, gräbt es sich umso ungenierter. Angeblich gibt es in der Region 884 verschiedene Minen. Und 3 Regierungsinspektoren für all diese Bergwerke. Noch Fragen?

Eine der Vorschriften, die nicht eingehalten wurde, war die Montage von Leitern in den Lüftungsschächten. Wären diese installiert gewesen, hätten es die Bergleute schon kurz nach dem Kollaps der Mine am 5. August wieder an die Erdoberfläche geschafft. So aber waren sie in der Tiefe gefangen und scheinbar zum Tode verurteilt. Doch ausserhalb Chiles kümmerte das praktisch niemanden.

Kein Aufschrei ging durch die Welt darüber, dass wieder fast drei dutzend Menschen den Notwendigkeiten der Weltwirtschaft zum Opfer gefallen waren. Keine Kritik wurde an denen laut, die ihre Rohstoffe aus solchen Seelenverkäufer-Minen beziehen. Nein. Die verschütteten Bergarbeiter existierten in der Medienwirklichkeit während zwei Wochen einfach NICHT. Erst als das Rettungsteam den Bohrkopf der achten Suchbohrung am 22. August nach oben zog und eine Botschaft der Bergleute dran klebte (sie hatten den Bohrer abgepasst), explodierte die Story und begrub gleichzeitig alles Relevante unter sich.

Denn es war sofort klar: Alles hat Drama zu sein. Von nun an hafteten die Augen der Welt auf dieser Mine in der staubtrockenen Wüste im Norden Chiles, man bangte mit den Eingeschlossenen, wartete auf deren Nachrichten an ihre Familien, Freundinnen, Kinder. Jede Liebeserklärung war öffentlich, Heiratsanträge machten Schlagzeilen und eine Ehefrau lieferte sich mit einer geheimen Geliebten ihres eingeschlossenen Mannes beim Minencamp eine Kampf. «Desperate Miners» statt «Desperate Houswives», es war zum Heulen.

Der chilenische Präsident – der Chef der Behörden, welche die verlotterte Mine nicht zugesperrt hatten – sonnte sich schliesslich vor Ort im Glanz der gelungenen Rettung, und da auch ein Bolivianer unter den Bergleuten war, kreuzte dessen Präsident Evo Morales ebenfalls auf. Von der lausigen Sicherheit, kein Wort. Doch wer will auch schon eine Live-Übertragung (die etwa so spannend war, wie trocknende Farbe anzuschauen) vor einer Milliarde Zuschauer mit relevanten Hintergrundinformationen und kritischen Fragen verderben.

Die Bergleute sind zu temporären Stars geworden: Gespräche nur noch gegen Geld, Empfang im Präsidentenpalast, Ehrengäste hier und Stargäste dort. Und auch wenn es noch nichts konkretes gibt: Buch-Deals sind auf dem Weg und schon jetzt wird spekuliert, wer die Hauptrollen im unweigerlich folgenden Unterweltdrama spielen wird.

Minensicherheit? Arbeiterrechte? Behördenkorruption? Der ständig schrumpfende Staat, der seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommen kann? Der fast nicht zu sättigende Hunger nach Rohstoffen, egal wo und wie sie gewonnen werden? Das waren die relevanten Themen, die diese Ereignis hätte aufwerfen sollen, die aber offensichtlich in der Tiefe des Berges verschüttet blieben. Denn wenn Bergleute sterben, ist dies der Weltpresse kaum eine Schlagzeile wert... wo ist da schon die Story, wer schaut da schon länger hin?

von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

http://www.st.gallen.ch/news/detail.asp?Id=460715
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