Dienstag, 22. Dezember 2009 / 00:00:20
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Lionel Messi: Der Kleine ist der Grösste
2009 war das Fussball-Jahr des Lionel Messi. Nach sechs Titeln mit dem FC Barcelona und der Auszeichung des «Ballon d´Or» (Eurpoas Fussballer) wurde der Argentinier an der FIFA-Gala im Zürcher Kongresshaus auch zum «FIFA World Player of the year» gewählt.
Aus allen Ecken der Welt waren sie gekommen, denn für einmal war Zürich der Nabel der Fussballwelt. Messi, Kaka, Ronaldo. Xavi, Iniesta, Torres. Sepp Blatter, Michel Platini und Franz Beckenbauer für die Ehrungen. Und, und, und. Im Zürcher Kongresshaus fand das alljährliche Stelldichein des Fussballs statt. Viel Glamour mit mehreren hundert geladenen Gästen.
Die italienische Popsängerin Laura Pausini bestritt den Showblock im Alleingang. Landsleute aus dem Calcio kreuzten ihre Wege auf der Bühne der Sieger nicht. So sang der bekennende Milan-Fan seinen zweiten Song in spanischer Sprache. Das passte zum Abend. Alle fünf nominierten Spieler sind in der Primera Division engagiert. Und am Ende der knapp 90-minütigen Show wurde enthüllt, was jedermann erwartet hatte: die Captains und Nationalcoaches aller Länder wählten Lionel Messi mit überwältigendem Vorsprung zum Weltfussballer des Jahres.
Alex Frei wählte Xavi
1073 Punkte erhielt der Argentinier, 721 mehr als der zweitklassierte Vorjahressieger Cristiano Ronaldo. Auch der Schweizer Nationalcoach Ottmar Hitzfeld wählte Messi vor Ronaldo und dem drittklassierten Xavi. Alex Frei dagegen gab seine Stimme Xavi und setzte Messi bloss auf Platz 2.
Als Messi kurz vor 21 Uhr den goldenen Award von UEFA-Präsident Michel Platini in Empfang nahm, war dies die Krönung des herausragenden Jahres für den 22-jährigen Stürmer. Mit dem FC Barcelona gewann er alle Wettbewerbe, an denen er teilnahm. Sechs Titel holten die Katalanen - und immer mit Messi in der Rolle des Protagonisten. Zuletzt war das am vergangenen Samstag so, als er im Final der Klub-WM in Abu Dhabi gegen Estudiantes mit der Brust in der Verlängerung das 2:1-Siegtor erzielte.
Aber auch in anderen Finals des Jahres reihte sich Messi unter die Torschützen ein: im spanischen Cupfinal, im Spiel um den spanischen Supercup und natürlich im Champions-League-Final in Rom gegen Manchester United, als der bloss 169 cm grosse Messi sogar mittels Kopfball erfolgreich war. 9 Treffer in der gesamten Champions League und 23 Tore in der Primera Division runden seine hochkarätige Bilanz ab.
Messi fliegen die Sympathien rund um den Globus zu. Er, der seit seinem zwölften Lebensjahr in Barcelona lebt, wurde zur Symbolfigur für die Erfolge von «Barça». Anders als sein Vorgänger in Barcelona, Ronaldinho (Weltfussballer 2004 und 2005), und sein auf dem Rasen genialer Landsmann Diego Maradona leistet sich Messi keine dekadenten Extravaganzen. Er ist ein Fussballstar, ein Popstar will er nicht sein.
Messi ist kein David Beckham und auch kein Cristiano Ronaldo. Messi ist scheu und zurückhaltend, er stellt sich neben dem Platz nie in den Vordergrund und er gibt die Komplimente stets brav an seine Teamkollegen weiter. Und wenn sein Nationalcoach Diego Maradona sagt, Messi sei sein legitimer Nachfolger, dann antwortet Messi leise: «Diego wird immer einzigartig bleiben.»
Wenig Anerkennung in der Heimat
Umso erstaunlicher ist, dass Messi ausgerechnet in Argentinien nicht uneingeschränkt geliebt wird. Weil er schon mit 12 Jahren seine Geburtsstadt Rosario verliess und sich der Fussballschule von Barcelona anschloss, sehen ihn seine argentinischen Landsleute mehr als Katalanen. «Das macht mich wütend, denn ich fühle als Argentinier. Mein Traum war immer, einmal für die Nationalmannschaft meiner Heimat zu spielen.»
Doch während Messi im Trikot von Barcelona alles gelingt, erreichte er mit dem Nationalteam zuletzt sein Niveau kaum. In der WM-Qualifikation war Messi selten entscheidend. Auch darum musste Argentinien bis zuletzt um die Teilnahme in Südafrika zittern. Unter Lesern von Lokalzeitungen seiner Heimatstadt Rosario wurde Messi bei der Wahl zum «Rosarino» des Jahres bloss Vierter. Sieger wurde Marcelo Bielsa, der Coach des Schweizer WM-Gegners Chile.
Marta zum Vierten
Während Messi erstmals den Award gewann, war die Siegerpose für die Brasilianerin Marta schon beinahe Routine. Sie holte die Trophäe vor der Deutschen Birgit Prinz zum vierten Mal in Folge. Ein Höhepunkt mit Tiefgang war die Vergabe des Presidential Award an Königin Rania von Jordanien. Sie setzt sich als Präsidentin des (FIFA-)Projektes «One Goal» ein für «Ausbildung für alle» ein. 72 Millionen Kinder weltweit würden ihre Namen nicht schreiben können, sagte Rania und forderte die (Fussball-)Welt auf: «Bringen wir sie von der Ersatzbank zurück ins Spiel. Bilden wir sie aus!»
Es war auch ein Schweizer Jahr
2009 war nicht nur das Jahr von Messi und Barcelona. Es war irgendwie auch das Jahr des Schweizer Fussballs. Im Auditorium sassen der Beachsoccer-Spieler Dejan Stankovic, der an der WM in Dubai als Torschützenkönig zum besten Spieler des Turniers gewählt worden war, und der U17-Torhüter Benjamin Siegrist, in Nigeria als bester Keeper der U17-WM ausgezeichnet.
Als auf dem Grossbildschirm Szenen aus den Finals der diesjährigen FIFA-Turniere gezeigt wurden, waren zweimal Schweizer Teams beteiligt. Nur Brasilien hatte in diesen Minuten mehr Bildschirmpräsenz. Das Publikum klatschte laut Beifall, und das machte auch den Schweizer FIFA-Präsidenten Blatter stolz. «Gratuliere Schweiz! Wir haben auch mal was gemacht!»
Resultate:
Männer: 1. Lionel Messi (Arg/FC Barcelona) 1073. 2. Cristiano Ronaldo (Por/Real Madrid/bis Juni: Manchester United) 352. 3. Xavi (Sp/FC Barcelona) 196. 4. Kaka (Br/Real Madrid/Milan) 190. 5. Andres Iniesta (Sp/FC Barcelona) 134. - Frauen: 1. Marta (Br) 833. 2. Birgit Prinz (De) 290. 3. Kelly Smith (Eng) 252. 4. Cristiane (Br) 239. 5. Inka Grings (De) 216.
Weitere Auszeichnungen. Entwicklungs-Award: Verband China. - Fairplay-Award: Sir Bobby Robson (Eng). - Puskas-Award (Schönstes Tor): Cristiano Ronaldo (FC Porto - Manchester United/CL-Viertelfinal-Rückspiel). - Presidential Award: Königin Rania von Jordanien (Stiftung «One Goal»/Kampagne für Bildung für alle). - FIFPro World XI (Team des Jahres): Casillas; Alves, Terry, Vidic, Evra; Iniesta, Xavi, Gerrard; Cristiano Ronaldo, Torres, Messi.
Die Sieger seit 2000. 2000: Zinedine Zidane (Fr). 2001: Luis Figo (Por). 2002: Ronaldo (Br). 2003: Zinedine Zidane (Fr). 2004: Ronaldinho (Br). 2005: Ronaldinho (Br). 2006: Fabio Cannavaro (It). 2007: Kaka (Br). 2008: Cristiano Ronaldo (Por).
Stefan Wyss, Zürich (Quelle: Si)
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