Donnerstag, 16. Juli 2009 / 14:27:42
Hacker klaut brisante interne Papiere von Twitter
Ehrgeizige Pläne: Eine Mrd. User und 1,5 Mrd. Dollar Umsatz bis 2013
San Francisco - Manche halten die Social Networking Plattform Twitter für grössenwahnsinnig, manche schlicht für ambitioniert. Wie auch immer das Urteil über den Online-Dienst ausfallen möge, kaufmännische Bescheidenheit wird man ihm wahrscheinlich nicht unterstellen.
Ziel: 100 Mio. Dollar Gewinn bis 2013
Hacker deckten kürzlich den ehrgeizigen Zukunftsplan des in San Francisco ansässigen Unternehmens auf. Bis 2013 sollen eine Mrd. Nutzer beim «Zwitscher»-Dienst registriert sein. Zudem sollen in vier Jahren Umsätze von 1,5 Mrd. Dollar erwirtschaftet und Gewinne von mehr als 100 Mio. Dollar geschrieben werden.
Vertrauliche Unterlagen in Blogs veröffentlicht
Veröffentlicht wurden die heiklen internen Dokumente vom Internet-Blog TechCrunch, der diese wiederum von einem Hacker angeboten bekommen hatte. Der Hacker knackte das Passwort eines Twitter-Mitarbeiters und konnte sich damit Zugang zu delikaten firmeninternen Unterlagen, unter anderem von Twitter-Mitbegründer Evan Williams, verschaffen. Danach bot er die gestohlenen Dokumente mehreren Bloggern aus dem Technologiebereich an, die natürlich gern bereit waren, das Angebot anzunehmen.
Gravierende Sicherheitslücken
Trotz dieses juristisch bedenklichen Vorgehens, wird hierbei ein besonderes Problem von Twitter augenscheinlich. Wenn der Microblogging-Dienst nicht einmal im Stande ist, unternehmenseigene Dokumente vor illegalem Zugriff zu schützen, wie sollen dann die Accounts der Nutzer adäquat geschützt werden? In der Vergangenheit äusserten bereits mehrere Experten grobe Bedenken aufgrund gravierender Sicherheitslücken im System der Social Community. Twitter hat in der Zwischenzeit bereits ein internes Sicherheits-Audit durchgeführt, um Vorfälle wie diesen in Zukunft möglichst verhindern zu können. «Es ist wichtig festzuhalten, dass keine Twitter-Nutzerkonten von diesem Hackerangriff betroffen waren. Dies war keine Attacke auf ein Twitter-Service, sondern eine persönliche Attacke, die den Diebstahl von privaten Firmendokumenten nach sich zog», wird auf dem Unternehmensblog mitgeteilt.
Kein Geheimplan
Ungeachtet der Sicherheitsproblematik wird die Bedeutung der eigentlich nicht zur Veröffentlichung bestimmten Zukunftspläne von Twitter heruntergespielt. «Diese Dokumente sind garantiert nicht für die Prime-Time bestimmt und sie enthüllen auch keinen grossen Geheimplan für die Übernahme der Weltmacht», steht im Unternehmens-Blog etwas süffisant geschrieben. Branchen-Experten wie Günter Exel sind ob der Zahlen auch nicht sehr überrascht. «Ich gehe mit der These konform, wonach Twitter seine Leistungen irgendwann monetarisieren wird», meint der Kommunikationsexperte und Blogger http://www.guenterexel.com/ im Gespräch mit pressetext. Derzeit erzielt Twitter mit einem Dutzend Beschäftigten keine Umsätze. Die Kalifornier leben immer noch von 50 Mio. Dollar, die sie sich seit der Gründung im Jahr 2006 von Investoren beschafft haben.
Cashcow: Premium Accounts
Exel sieht für den Microblog im Wesentlichen zwei mögliche Strategien, um an Einnahmen zu gelangen: «Dass Twitter übernommen wird, wird in der Community bereits seit Langem diskutiert. Bei einer Übernahme durch Google beispielsweise könnten sinnvolle Synergieeffekte mit anderen Google Apps erzielt werden», so der Experte. Als vielversprechenderen Business Plan sieht Exel jedoch die Einführung von Premium Accounts: «Die Relevanz von Unternehmen für Twitter steigt, irgendwann werden sie bereit sein, dafür zu zahlen.» Die grundlegenden Dienste von Twitter, das Senden von Mitteilungen, die nicht länger als 140 Zeichen sind, sollen jedoch kostenlos bleiben, so Exel.
sda (Quelle: pte)
http://www.st.gallen.ch/news/detail.asp?Id=396617
Links zum Artikel:
Sicherheitsleck bei Twitter
Mit gestohlenen Zugangsdaten verschaffte sich ein Hacker Zugang zu Evan Williams Internet-Konten. Der Blog zeigt Screenshots der Dienste Paypal, Amazon, Apple, AT&T, MobileMe und Gmail. Der Twitter Gründer reagierte indes gelassen: «Keine Geheimpläne»
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